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GEISTLICHES WORT
Liebe Leserin, lieber Leser!
Der Sommer steht vor der Tür. Hoffentlich wird er nicht zu heiß und trocken.
In den Sommerferien brechen manche von uns zu einer kleinen Reise auf, aber wir
haben die Rückfahrkarte quasi in der Tasche.
Als Jugendlicher, Ende der 70er, Anfang der 80er Jahre, bin ich drei Sommer nachei-
nander von Ostfriesland aus losgetrampt, mit Freunden zusammen, nach London,
nach Südfrankreich, nach Brighton on Sea, immer zu zweit. Abends traf man sich
am verabredeten Zielort: Ostende, Bahnhof, London Victoria Station. Es hat immer
geklappt. Handys gab es noch nicht. Kleine Abenteuerreisen, aber selbst wenn wir kein
Zugticket in der Tasche hatten, war klar: Spätestens, wenn die Sommerferien zu Ende
sind, kommen wir zurück und gehen wieder brav zur Schule. Oder auch schon eher,
weil das Geld aufgebraucht war und man dringend noch einen Ferienjob brauchte, um
die Kasse aufzufüllen.
Auch Odysseus hatte sich einst auf eine Reise begeben. Eine Reise, die ihn in gefährli-
che Abenteuer verstrickte, die er mit viel List und Selbstverleugnung überstehen muss-
te. Aber am Ende seiner Irrfahrt kehrt er nach Hause zurück zu seiner Frau Penelope.
Beim Urvater Abraham ist das anders. Er bricht auf, ohne zurückzukehren oder zu-
rückkehren zu wollen. Abraham setzt sich der Fremde aus und wird zunächst schutz-
und heimatlos. Er ist bereit zum Aufbruch, zum Auszug aus dem, was ihm vertraut ist.
Glauben heißt Aufbrechen. Das lehrt uns die Bibel.
Paulus schreibt im Römerbrief: Wenn Ihr wissen wollt, was es heißt, aus dem Glauben
zu leben, dann seht auf Abraham. Der ist unser aller Vater.
„ Und der Herr sprach zu Abram: Geh aus deinem Vaterland und von deiner Verwandt-
schaft und aus deines Vaters Hause in ein Land, das ich Dir zeigen will.“ So heißt es im
1.Buch Mose im 12.Kapitel. Am Anfang der Glaubensgeschichte des Abraham steht
eine Verheißung und die Hoffnung, die dieser Verheißung glaubt.
Ein Fremdling in unbekannten Ländern. Eine lange und ungewisse Wanderschaft
beginnt.
Wie viele Menschen sind heute weltweit auf der Flucht! Viele Millionen. Familien sind
auseinandergerissen. Angehörige bangen um ihre Liebsten.
Paulus nennt Abraham den Vater des Glaubens. Seine Berufung endet mit der Zusage
Gottes:…in dir sollen gesegnet werden alle Geschlechter auf Erden. 1.Buch Mose 12,3.
Abraham ist die Urgestalt des Glaubens. Er bricht auf. Er vertraut der Verheißung Got-
tes. Das ist fundamental wichtig.
„Siehe, ich bin bei Euch alle Tage bis an der Welt Ende.“: Wir sind nicht allein. Gott ist
da, Jesus ist da, bei uns. Der Heilige Geist verbindet uns miteinander. Der Glaube an