Gedanken zum 3. Advent

Nachricht 11. Dezember 2021

Wer kommt?

„Bereitet dem Herrn den Weg, denn siehe, der Herr kommt gewaltig !“ (Jesaja 40,3,10) Ein Wort aus dem Prophetenbuch Jesaja, eine Aufforderung und eine Verheißung. Wir leben in der Adventszeit, „Advent“ bedeutet ja Ankunft. Gott kommt!

Doch wir fragen: Wer kommt? Ist es nicht Corona und jetzt Omikron? So empfinden es viele Menschen in diesen aufgewühlten Tagen. „Corona“ scheint doch alles im Griff zu haben. Was wurde nicht schon alles abgesagt und eingeschränkt. So hören wir den Wochenspruch für die neue Woche. Was, Herr, geschieht in dieser Corona-Welt, die doch deine Schöpfung ist? So fragen wir doch.

In der Strackholter Kirche sieht man im Chorraum zwei halbvermauerte Fenster bis heute. Pest- oder Lepra-Spalten, so heißen diese Öffnungen aus dem späten Mittelalter. Sie sind in manchen Kirchen noch ganz erhalten. Die Kranken konnten nur von draußen an der Messe teilnehmen. Diese Spalten sind nicht nur Zeugen schlimmer tödlicher Epidemien, sondern auch für die uralte Frage nach Gott. Was ist das für eine Welt? Das Bibelwort richtete sich zuerst an Menschen in der Gefangenschaft.

Und heute? Wenn Gott allmächtig ist, dann soll er doch kommen, bitte gewaltig! Ja, so höre ich die Antwort, wenn Christus nicht immer wieder kommen würde, dann gäbe es längst kein Evangelium und keine Christengemeinde mehr. Dann bliebe da höchstens der sentimentale Blick auf den Stall von Bethlehem, auf die Geschichte einer ärmlichen Geburt, die so gar nicht zum Wochenspruch zu passen scheint.

Seit alter Zeit ist der Advent, in dem wir das Kommen Jesu in diese Welt bedenken, Zeit der Einkehr, Zeit der Umkehr, Zeit, die ich brauche, um mich auf dieses gewaltige, unerhörte Ereignis der Menschwerdung Gottes in Christus einzustellen: Weihnachten!

Pastor Bernd Battefeld, Strackholt

 

 

aus Ostfriesischen Nachrichten vom 11.12.2021